Tagung: Probleme postkolonialer Studien am 2.6.2023, 10-16 Uhr
Ort: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Raum A01 0-008
Postkoloniale Theorien gewinnen weltweit einen immer größeren Einfluss im akademischen, politischen und medialen Bereich. Was als Versuch begann, den spezifischen Bedingungen und Erfahrungen in kolonial geprägten Gesellschaften sozialwissenschaftlich Rechnung zu tragen, ist zum Universalentwurf einer kritischen Thematisierung des ‚westlichen‘ Verständnisses von Vernunft, legitimer politischer Ordnung und wissenschaftlichem Weltbezug geworden.
Postkoloniale Theorie thematisiert die Entstehung und Reproduktion eines ‚aufgeklärten westlichen Subjekts‘ durch projektive Konstruktion eines zugleich herabgewürdigten und beherrschten ‚Anderen‘ ebenso wie die Frage, ob es jenseits dieses ‚westlichen‘ Verständnisses und seiner Verquickung von ‚Wissen und Macht‘ ‚Narrative‘ geben kann, in denen sich die ‚Anderen‘ der herabwürdigenden Repräsentation durch den Westen entziehen können.
Nicht erst seit den Debatten über den postkolonialen Theoretiker Achille Mbembe oder über die Kunstschau documenta fifteen rücken aber blinde Flecken und Probleme postkolonialer Ansätze zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Tagung wird einige dieser Probleme thematisieren: Die Offenheit einiger postkolonialer Zugänge für neurechten Ethnopluralismus, die paternalistische Behandlung der ‚Anderen‘ des westlichen Diskurses, die Dethematisierung antisemitischer und okzidentalistischer Haltungen und die postkolonialen Umdeutungen des Holocaust werden in den Blick genommen.
Programm:
10.15h-11.30h
Begrüßung
Matheus Hagedorny – Postkolonialismus von rechts – Das Islambild der Neuen Rechten
11.45h-12.45h
Randi Becker – „Der Holocaust als Anwendung kolonialer Praktiken auf Europa“ – Aimé Césaire und die Rezeption seines Werks heute
13.45h-14.45h
Tim Stosberg – „Once Victims Themselves“ – Edward Said und der postkoloniale Antisemitismus
15h-16h
Dr. Steffen Klävers – „Decolonizing Auschwitz?“ – Postkoloniale Holocauststudien in der Kritik
16.15
Abschlussdiskussion