Die Rückkehr der falschen Propheten. Leo Löwenthals Studien und ihre Bedeutung für eine kritische Theorie des autoritären Populismus (Frankfurt a. M.)

Der Vortrag rekonstruiert zentrale Elemente der Studien Löwenthals Forschungen zu faschistischer Agitation im 20. Jahrhundert und diskutiert, inwieweit seine Einsichten in die gesellschaftlichen Ursprünge des Autoritarismus und die politisch-psychologischen Dynamiken, Instrumente und Attraktivität autoritärer Agitation Anknüpfungspunkte für heutige Forschungen sowie eine kritische Theorie des autoritären Populismus bieten. Argumentiert wird, dass trotz der Grenzen historischen Transfers seine Arbeiten als Quellen zum Verständnis der aktuellen antiliberalen, autoritär-nationalistischen populistischen Revolte ‘von unten’ und ‚von oben’ dienen können. Deren Anziehungskraft hat sich im Kontext der restrukturierten Öffentlichkeit einer postfaktischen Demokratie und im Zeitalter eines entfesselten neo- und postliberalen globalen Kapitalismus verstärkt. Das Potenzial autoritärer Regression hat sich dabei auch in liberal verfassten Demokratien wiederbelebt und erneuert. Ein Kernstück von Löwenthals Analyse bildet die gesellschaftliche Malaise und die Verarbeitung von Krisen, welche autoritäre Agitation in nostalgischen Nationalismus, kulturell-moralische Überlegenheit und projektive Feindbilder—insbesondere den Hass auf Andere, Flüchtlinge, (globale) Eliten sowie in verschwörungsmythischen Antisemitismus—in einer „feindlichen Welt“ übersetzt.

Lars Rensmann ist Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre an der Universität Passau. Zuvor war er von 2016-2022 Professor für Europäische Politik und Gesellschaft an der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande), leitete als Gründungsdirektor das dortige Centre for the Study of Democratic Cultures and Politics und war Geschäftsführender Direktor des Fachbereichs Europäische Sprachen und Kulturen. Bis 2015 war er Professor für Politikwissenschaft und leitete den Fachbereich Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der John Cabot University in Rom. Rensmann lehrte und forschte zudem u.a. an der University of Michigan, der Yale University, der University of California at Berkeley, der Haifa University (Israel), der Universität Wien, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Humboldt Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin. Er ist der Autor zahlreicher Veröffentlichungen, u.a. der Studie The Politics of Unreason: The Frankfurt School and the Origins of Modern Antisemitism (Albany, NY: SUNY Press, 2017).

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