Buchvorstellung & Diskussion mit Alex Gruber und Andreas Stahl
Nicht erst seit den Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2020 hat die Debatte über Rassismus in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine zentrale Rolle eingenommen. Einzug in den gesellschaftlichen Mainstream erhalten dabei besonders Positionen, die von akademischen Strömungen wie „Critical Whiteness“, dem Postkolonialismus oder Poststrukturalismus beeinflusst sind. Statt einer theoretischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen des Rassismus begegnet man in diesen Ansätzen häufig Angriffen auf Universalismus und Vernunft oder der Einebnung der Spezifik von Antisemitismus und Holocaust. Dagegen befinden sich sozialpsychologisch, ideologiekritisch und materialistisch argumentierende Analysen und Kritiken von Rassismus offenbar immer stärker in der Defensive.
Der vorgestellte Band „Probleme des Antirassismus“ beleuchtet insbesondere die blinden Flecken und Verzerrungen des vorherrschenden Antirassismus und versucht gleichzeitig einige Leerstellen gegenwärtiger Rassismustheorie zu füllen. Andreas Stahl wird in seinem Vortrag auf einige Problematiken antirassistischer Theorie und Praxis eingehen und den Band allgemein vorstellen. Alex Grubers Beitrag wendet sich insbesondere Achille Mbembes Begriff der „Nekropolitik“ zu und arbeitet dessen Bedeutung für den postkolonialen Antisemitismus heraus.
Alex Gruber ist Chefredakteur beim Blog Mena-Watch und Redakteur der sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik. Aufsätze zur Kritik der Postmoderne und des Poststrukturalismus, Mitherausgeber der Sammelbände Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zu Barbarisierung der Gesellschaft (2011) und Unabgegoltene Hoffnung. Kritische Theorie, Moderne und Ästhetik. (2021). Veröffentlichungen: Leiblichkeit und Triebbegriff. Zum Schicksal des Körpers im poststrukturalistischen Dekonstruktivismus, in: Christine Kirchhoff, Falko Schmieder (Hg.), Freud und Adorno. Zur Urgeschichte der Moderne, Berlin 2014; Entscheidung für das, was ohnehin ist. Derridas différance als Spielart eines ontologischen Dezisionismus, in: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie 5(2) (2018).
Andreas Stahl studierte Politikwissenschaft und Philosophie, ist in der politischen Bildung tätig und Mitherausgeber der Sammelbände „Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters“ (2020), „Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik“ sowie „Subjekt und Befreiung. Beiträge zur kritischen Theorie. Band 1“ (2022).
Eine Veranstaltung der GfkB Wien in Kooperation mit der Institutsgruppe (IG) Politikwissenschaft der Universität Wien, der Bücherbörse der ÖH Wien und der „Sans Phrase – Zeitschrift für Ideologiekritik“.